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Ein schwieriger Grabungsort
40 Grabungskampagnen
Vorüberlegungen 1911
Die Grabung der DOG
Spätere Grabungen in Uruk
Weitere Forschung ist nötig
Die Stadt des Gilgamesch und der Ischtar

Irak, 1912-1913

An diesem Gebäude setzten die Grabungen der DOG 1912/13 an. Julius Jordan und Conrad Preusser wurden von Assur aus abgeordnet und von Koldewey in ihre Aufgabe eingewiesen. Neben Vermessungsarbeiten für einen Stadtplan und kleineren Suchgräben an verschiedenen Stellen der Stadt stand das Bit Resch -vielleicht mit «Haupttempel» zu übersetzen - im Mittelpunkt der Arbeit. Ausschlaggebend hierfür waren wohl zwei Dinge. Zum einen hatte Walter Andrae bei einem Besuch der Ruine 1902 - wie auch schon Loftus - am Bit Resch glasierte Reliefziegel gefunden, eine Artefaktgruppe, die Jahre zuvor bereits für absolute Priorität der Babylon-Grabung gesorgt hatte. Zum anderen waren seit diesem Besuch erkennbar Raubgrabungen in größerem Stil erfolgt, aus denen Tontafeln stammen konnten, die seit einiger Zeit auf dem Kunstmarkt angeboten wurden. Daß diese Vermutung richtig war, erwies eine kleine Nachuntersuchung im Winter 1959/60, bei der am Bit Resch weitere Tontafeln zutage kamen, die zu jenen passen, die Anfang des Jahrhunderts auf dem Markt waren.

Jedenfalls wurde fast die gesamte Grabungskampagne darauf verwendet, den Grundriß dieses Gebäudes zu erfassen und an einigen Stellen auch einzelne Räume intensiver zu erforschen. Das gesamte Gebäude vollständig aufzudecken, war von vornherein ausgeschlossen, da es mit ca. 36 000 m2 und noch bis zu 10 m hoch erhaltenen Mauern die Kapazitäten der Grabungsmannschaft bei weitem überforderte. So begnügte man sich, den Grundriß durch Klärung des Mauerverlaufs entlang der Mauerkanten zu erfassen und in einigen für die Baugeschichte wichtigen Einzelfällen auch größere Flächen freizulegen.

Deutlich wurde dabei, daß innerhalb eines durch mehrere Höfe gegliederten rechteckigen Gebäudekomplexes ein architektonisch besonders hervorgehobenes Gebäude stand - in der Zeichnung durch überhöht rekonstruierte Mauern gekennzeichnet -, das aufgrund der Verwendung der klassisch babylonischen Cella-Anordnung als Tempel anzusehen ist. Der Tempelbau bedeckte eine Fläche von ca. 74 x 53 m, also ca. 3900 m2. Er war, wie zahlreiche reliefierte und glasierte Ziegelbruchstücke zeigten, mit einem Schmuckfries aus Tieren und Sternen, denen aus Babylon nicht ganz unähnlich, verziert. Tontafeln, Siegelabdrücke auf Tontafeln, Terrakotten und Keramik helfen, diese komplexe, aus mehreren Gebäuden zusammengeschlossene Anlage in die se-leukidische Zeit zu datieren. Obwohl aus den Inschriften deutlich wird, daß hier griechisch-seleukidische Bauherren tätig waren - Antiochos VI. wird keilschriftlich als Antikusu erwähnt -, stehen die Texte der Tontafeln, aber auch der Bauplan des Tempelkomplexes ganz in der Tradition der babylonischen Kultur; fast möchte man eine absichtliche Wiederaufnahme traditioneller Formen und einen geradezu enzyklopädischen Sammeleifer in Hinsicht auf die kulturelle Überlieferung Babyloniens erkennen.

Eine sehr lange Lebensdauer war diesem Gebäudekomplex nicht beschieden, obwohl er vollständig aus Backsteinen gebaut und damit außergewöhnlich massiv angelegt war. Schon 250 Jahre später, in frühparthischer Zeit wurden einige große Räume als willkommene Bausubstanz für kleine Hauseinbauten genutzt, bevor in der späten parthischen Zeit ganz Uruk sein städtisches Gepräge einbüßte.

Zwar war mit dem Bit Resch ein hochinteressantes, gewaltiges Bauwerk untersucht worden, dennoch kam es innerhalb der DOG zu Auseinandersetzungen über die Ergebnisse dieser ersten Grabungskampagne in Uruk. Insbesondere der Althistoriker Eduard Meyer hatte sich andere Schwerpunkte für Uruk gewünscht. In der Einleitung zur dritten Auflage seiner «Geschichte des Altertums» formuliert er seine enttäuschten Erwartungen in aller Schärfe, indem er dem Ausgräber Julius Jordan vorwarf, sich über die Vorgaben der DOG hinweggesetzt zu haben. Meyer hatte wesentlich ältere Funde erwartet, vor allem solche «aus der Zeit des Reichs von Sumer und Akkad und der vorhergehenden Dynastien von Uruk»; entsprechende Ergebnisse hatte er sofort in die neue Auflage seines Werkes einarbeiten wollen.



 

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