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Birs Nimrud (Borsippa)

Irak, 1902

Die altorientalische Stadt Borsippa (Barsipa / BÀD.SI.AB.BA) gehört zu den markantesten und forschungsgeschichtlich bedeutendsten Ruinen des Zweistromlandes. Im Gegensatz zum 18 km nördlich gelegenen Babylon, dessen monumentale Bauwerke seit hellenistischer Zeit von Ziegelraub betroffen waren, ist die Ziqqurrat des Nabu-Tempels von Borsippa (Eurmeiminanki) bis heute eine weithin sichtbare Landmarke. Der mutmaßlich in einem gewaltigen Schadensfeuer in sasanidischer Zeit geschmolzene Ziegelstumpf auf der Kuppe der Ziqqurrat verdankt seine Erhaltung auch der Inkorporierung in verschiedenste religiöse Legenden um Nimrod und Nebukadnezar, Abraham und Daniel, die auch zur Errichtung eines schiitischen Pilgerheiligtums auf dem vorgelagerten Tell Ibrahim el-Chalil führten.

Der heute als Birs Nimrud bekannte Turm ist seit dem 17. Jahrhundert von zahlreichen europäischen Reisenden besucht und stets im Kontext bzw. in Abgrenzung von der Stadt Babylon diskutiert worden. Die Ziqqurrat von Borsippa galt dabei bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts als letzter Überrrest des biblischen Turms. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die These eines Großbabylon durch Ausgrabungen Hormuzd Rassams widerlegt und die Identifikation mit dem antiken Borsippa bewiesen worden.

Die Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft begannen im November 1901 nach einem kurzen, aber heftigen diplomatischen Streit um die Erteilung einer Grabungsgenehmigung durch die osmanischen Behörden. Ausgangspunkt der Unternehmung war, wie auch in Babylon, eine bauhistorische Fragestellung, nämlich die typologische Einordnung eines neubabylonischen Großtempels und seines Verhältnisses zum angrenzenden Tempelturm. In der nicht überbauten Anlage in Borsippa sollten Erkenntnisse für die Deutung der kleineren oder Dank späterer Überdeckung unzugänglichen Bauwerke Babylons gewonnen werden.

Zwischen November 1901 und Mai 1902 wechselten sich Walther Andrae und Robert Koldewey als Grabungsleiter vor Ort ab. Diese erste Filialgrabung Babylons hatte in vielerlei Hinsicht Pioniercharakter. Die Archäologen wohnten unter spartanischen Bedingungen in einem Zelt, Vorräte und Post wurden alle drei Tage von reitenden Boten aus Babylon gebracht, der Rücktransport der Funde musste unter Bedeckung erfolgen. Die Schwierigkeiten in der Durchführung des Feldforschungsprojekts mögen zur logistisch besseren Planung der Folgeunternehmungen in Fara und Abu Hatab beigetragen haben.

Bei den Ausgrabungen wurden bis zu 80 Arbeiter beschäftigt die überwiegend im bereits von Rassam teilweise ergrabenen, aber falsch interpretierten Tieftempel des Nabu (Ezida) eingesetzt wurden. Andrae und Koldewey gelang dabei die weitgehende Klärung des Baubefundes und seine korrekte kulturhistorische Einordnung. Neben dem Ezida wurden Sondagen auf dem Ibrahim el-Chalil sowie im Bereich des westlichen Stadttores ausgeführt. Die Bedeutung der Arbeiten liegt vor allem in ihrem Einfluss auf die Interpretation der Tempel in Babylon selbst, die sich in der Folge am spätbabylonischen Idealtypus, wie er in Borsippa angetroffen worden war, orientierte. Heute nimmt man an, dass der bekannte Baukörper den achämenidischen bzw. hellenistischen Bauzustand konserviert.

Die Ergebnisse der Grabungen im Tempel wurden in summarischer Form von Koldewey publiziert (R. Koldewey, Die Tempel von Babylon und Borsippa. Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deutschen Orient-Gesellschaft 15 (Leipzig 1911)).

Zwischen 1980 und 2003 setzte ein Team der Universität Innsbruck unter der Leitung von Helga Trenkwalder die Ausgrabungen in Borsippa fort. Sie konzentrierten sich auf die Erforschung der Ziqqurrat und des Ezida. 

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