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Genau 120 Jahre nach den Ausgrabungen der DOG unter Leitung von Walter Andrae und Robert Koldewey (1902-1903) fanden im Frühjahr 2022 wieder Ausgrabungen in Fāra statt.

Abb. 1: Geophysik in Fāra 2022 trotz tiefer Raublöcher.  

Abb. 2: Ausgrabung des frühdynastischen Hauses 2 im SO-Teil von Fāra.  

Abb. 3: Ein Silo aus gebrannten plankonvexen Ziegeln schneidet das FD II-zeitliche Verwaltungsgebäude.  

Abb. 4: FD II-zeitliche Steinschale mit Spuren antiker Reparatur.  

Abb. 5: Tonfigurine eines Equiden aus der Abfallgrube.  

Abb. 6: Türverschluss mit Abrollung eines Siegels im Mesilim-Stil.  
Anschubfinanzierung der Ausgrabungen in Fara (Irak)

Irak, 2022

von Adelheid Otto

Genau 120 Jahre nach den Ausgrabungen der DOG unter Leitung von Walter Andrae und Robert Koldewey (1902-1903) fanden im Frühjahr 2022 wieder Ausgrabungen in Fāra statt durch ein Team der Ludwig-Maximilians-Universität München unter Leitung von Adelheid Otto in Zusammenarbeit mit Kollegen der Universität al-Qadissiya (Diwaniye). Die etwa 900 dort 1902-1903 ausgegrabenen Tontafeln wurden zwar namengebend für die ‚Fāra-Zeit‘ (FD IIIa, ca. 2600-2475 v. Chr.) und informieren über Sozialstruktur und zentralisierte Verwaltung dieser sumerischen Großstadt, die archäologischen Ergebnisse allerdings spiegelten das nicht wieder. Nur sogenannte „Häuser“, aber weder ein Tempel, noch ein Palast, Verwaltungsgebäude oder die unbedingt anzunehmende Stadtmauer waren entdeckt worden.

Um die Archäologie der Stadt besser zu verstehen, wurden von 2016-2018 zunächst Oberflächenbegehungen durchgeführt, in denen die synchronen Funktionsbereiche der Stadt erforscht wurden. Zusätzlich wurden durch geophysikalische Prospektion (Team Jörg Faßbinder), die aufgrund der unzähligen tiefen Raublöcher nicht immer einfach war (Abb. 1), die Stadtmauer mit Stadttoren, Kanäle, ein Hafen, im Stadtzentrum ein besonders großes Bauwerk und an diversen Stellen dicht bebaute Häuserviertel entdeckt. 

Im Februar-März 2022 wurden drei Ausgrabungsschnitte im NW, Zentrum und SO des 240 ha großen Hügels angelegt. Im Bereich Südost wurden mehrere Häuser der Fārazeit ausgegraben, die direkt an der Oberfläche anstanden (Abb. 2). 

Im Bereich Nordwest wurde eines der dort massiert auftretenden zylindrischen Silos, das aus plankonvexen Ziegeln im Fischgrätmuster gebaut war, untersucht (Abb. 3). Das Silo der Fāra-Zeit schneidet die Mauer eines FD II-zeitlichen Gebäudes, auf dessen Fußboden unter anderem eine antik reparierte Steinschale lag (Abb. 4).

Aus diesem Gebäude wurden Unmengen an Abfall in eine direkt anschließende große Grube entsorgt, die neben Gefäßscherben, Tierknochen und botanischen Resten auch einfache Figurinen aus Ton (Abb. 5) sowie hunderte gesiegelte und ungesiegelte Verschlüsse von Türen, Kisten, Säcken und Ballen enthielt (Abb. 6). Die Verschlusstypen geben Auskunft zu Vorgängen im Gebäude (Wareneingänge, Sicherung von Türen und Containern) und zu den Funktionären, die für die Versiegelung unterschiedlicher Güter und Türen zuständig waren, wobei anhand der Art und Größe der Türpflöcke und der Größe und des Stils der Siegel sogar Hierarchien innerhalb der Funktionäre ermittelt werden können. 

Wir danken der DOG vielmals für ihre Unterstützung der Ausgrabungskampagne 2022.