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Mythos
Geschichte der Stadt
Erste Besuche europäischer Reisender
Die Grabung der DOG ab 1899
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Paläste und Stadtmauer
Der Tempelturm
Nachgeschichte der Grabung
Stadt des Marduk und Zentrum des Kosmos

Irak, 1898-1917

Titelblatt der Reisebeschreibung von Pietro della Valle in der deutschen Übersetzung von 1674. Pietro della Valle (1586-1652) besuchte 1616 Babylon und nahm die erste Ausgrabung in wissenschaftlicher Absicht vor.

Obwohl die Gründung der nahegelegenen Städte Seleukia und Ktesiphon zum Niedergang Babylons in der hellenistisch-parthischen Zeit beitrug und seine Tempel spätestens im 3. Jh. n.Chr. aufgegeben wurden, waren Teile des Ortes noch bis in die frühislamische Zeit besiedelt. Der alte Name Bābili (akkadisch «Tor der Gottheit», wohl in sekundärer Interpretation eines vor-akkadischen Namens) hielt sich bis in unsere Tage, verengte sich aber zur Bezeichnung der Ruine des sog. «Sommerpalastes» Nebukadnezars II. am nördlichen Stadtrand.

Der erste europäische Reisende, der Babylon einen Besuch abstattete, war der Rabbi Benjamin von Tudela im 12. Jh., der sich einen Überblick über die jüdischen Gemeinden des Orients zu verschaffen suchte. Er erwähnt die Ruinen eines Palastes Nebukadnezars, womit sicherlich der eben genannte Sommerpalast gemeint ist.

Der nächste Besucher aus dem Abendland war der bayerische Ritter Hans Schiltberger (1380-nach 1438), der 1396 in Bulgarien in türkische Gefangenschaft geraten war und mehrere Jahre lang in osmanischen und mongolischen Diensten den Orient bereiste.

Am 24. Oktober 1574 gelangte der Augsburger Arzt Leonhart Rauwolff (ca. 1540-1596) nach Babylon; er schreibt darüber: «Diese Gegend ist gar wüst und dürr, daß sie nit zu bauen, auch so öd, daß ich sehr gezweifelt hätt, ob die mächtige und gewaltige Stadt (welche bald die höchste in der Welt ein Zeitlang gewesen und in der schönen und fruchtbaren Landschaft Sinear gelegen) allda gestanden wäre, wenn ich's nit der Gelegenheit nach auch bei den viel gar alten und herrlichen Antiquitäten, so hierumb ganz öd stehen, hätte abnehmen und erkennen mögen.»

Dem bibelkundigen Arzt fiel also bereits der Gegensatz zwischen der biblischen und antiken Überlieferung von der außerordentlichen Fruchtbarkeit des Landes und dem Zustand, in dem er es vorfand, auf. Der größte Teil Babyloniens ist seit langem versteppt, teilweise bedecken sogar Sanddünen den Boden, der einst derart fruchtbar war, daß sich hieran die Vorstellung vom Paradiesgarten knüpfen konnte. Ursache dafür war die intensive Bodennutzung durch mehrere Jahrtausende, die Bodenversalzung und die Zerstörung des Kanalsystems durch die Mongolen im 13. Jh.
Rauwolff sah Reste einer Brücke aus gebrannten Ziegeln - sicherlich die berühmte von Herodot beschriebene und während der Ausgrabungen wiedergefundene Euphratbrücke. Des weiteren erwähnt er einen «Schloßberg» (gewiß der arabisch Qasr - meist vereinfachend Kasr umschriebene - «Schloß» genannte Hügel, in dessen Namen sich die Erinnerung an die sog. «Hauptburg» Nebukadnezars II. gehalten hat) und den berühmten Turm, den er anscheinend in dem mächtigen Schutthügel des «Sommerpalastes» vermutete. Diese Ruine betrat er allerdings ebenso wenig wie Benjamin von Tudela, und zwar wie dieser wegen einer Warnung vor allerlei gefährlichem Ungeziefer.

42 Jahre später, 1616, besichtigte der italienische Reisende Pietro della Valle, der die erste Kopie einer (altpersischen) Keilinschrift nach Europa brachte, den Ort. Er war anscheinend der erste, der in wissenschaftlicher Absicht im Zweistromland eine Grabung durchführte - ein bisher nicht ausreichend gewürdigter Sachverhalt - und damit zum Pionier der Archäologie Mesopotamiens wurde. Seine Erkenntnisse über die babylonische Ziegelbauweise gibt er folgendermaßen wieder: «Die Materi, woraus dieses ganze Gebäu ist erbauet worden, ist das anmerklichste Ding, so ich jemals gesehen, welche ich auch mit höchstem Fleiß betrachtet und an unterschiedlichen Orten mit Hauen (Hacken) habe aufgraben lassen. Dieser seind über die Maßen große und dicke, an der Sonnen, meinem Bedünken nach, gedörrete Steine, fast ebenso eben wie die Erde, welche die Spanier Tappie nennen, und waren nicht mit Kalk, sondern nur mit Leimen (Lehm) gemauret; an denen Orten aber, die anstatt des Estrichs sein sollten, hatte man, umb mehrer Dauerhaftigkeit willen, unter diese Erde, die anstatt des Kalks gebraucht worden, klein gehacktes Riet, oder hartes Stroh, worvon man die großen geflochtenen Decken macht, gemischet. Ferners sieht man bald hier, bald dort, sonderlich an denen Orten, die gleichsam als Stützen sein müssen, viel von gleicher Größe, aber stärkere und im Ofen gebrennte und mit gutem Kalk oder Harz gemauerte Ziegelsteine, wiewohl der rohen und in der Sonne gedörrten außer Zweifel viel mehr sein.»

Unter den späteren Babylon-Besuchern sind insbesondere der deutsche Geodät und Forschungsreisende in dänischen Diensten Carsten Niebuhr (1733-1815), dessen exakte Kopien altpersischer Inschriften den Weg zu Grotefends Entzifferung der Keilschrift bereitete, der französische Abbe Joseph de Beauchamp, der in den 80er Jahren des 18. Jhs. Babylon in Augenschein nahm und beschrieb, und vor allem der englische Resident der East India Company in Baghdad, Claudius Rieh (1787-1820), der die erste umfassende Beschreibung der Ruine lieferte, hervorzuheben. Letzterer führte dort eine kurze Ausgrabung durch und erwarb außer beschrifteten Ziegeln und Rollsiegeln vor allem eine kleine Kollektion von Tontafeln, die nach seinem frühen Cholera-Tod in Schiraz den Grundstock der Tontafelsammlung des Britischen Museums bildete. Sein Bericht erschien 1812 in der von dem berühmten Orientalisten Joseph Frh. von Hammer-Purgstall in Wien herausgegebenen Zeitschrift «Fundgruben des Orients».

In der 2. Hälfte des 19. Jhs. unternahmen mehrere Ausgräber kurze Schürfungen in Babylon, stellten diese angesichts der gewaltigen Dimensionen der Stadt und der Dürftigkeit der Funde jedoch stets rasch wieder ein.

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